… gemeint sind damit hier keine Wesen, die über-schlau jedem Alltags-Maßstab ent-eilen, sondern die Objekte, mit denen man einen guten Teil vieler Tages verbringt, wenn man in der Einflug-Schneise eines größeren Flughafens wohnt.
Ich beschwere mich nicht – irgendwo müssen sie ja fliegen – und es besteht die Hoffnung darauf, dass sie noch erheblich viel leiser werden und auch die Zeiten der 19,95-Euro-Sitzplätze irgendwann enden werden, wenn es notwendig werden sollte, ALLE Kosten denen aufzubürden, die sie verursachen/verantworten.
Bis es so weit ist, werde ich aber auch nicht versuchen, den Feind zu lieben oder durch eine innige Umarmung unschädlich zu machen – will sagen: zum PLANE-SPOTTING wird es bei mir nicht kommen.
Allerdings „spiele“ ich manchmal mit den wohl-bekannten Flug-Objekten – dann nämlich, wenn sich eine meiner Liebhabereien – die Astronomie – damit verbinden läßt!
Das Spiel besteht hier darin, landende Flugzeuge mit dem Mond scheinbar kollidieren zu lassen! An meinem Wohnort befinden sich die landenden Maschinen in ca. 800 Metern Höhe. Das ist relativ passend, da die Maschinen im Tele da schon relativ groß erscheinen – aber nicht zu groß, denn dann würde der Mond winzig neben dem Flugzeug erscheinen. Ideal wären wahrscheinlich1.000 – 1.500 Meter Höhe. Aber diese Gedanken habe ich mir anfangs gar nicht gemacht: mir fiel die Kollisions-Situation sozusagen zufällig in den Schoß … und ich habe einfach abgedrückt – wie folgend zu sehen:
Mir war nachmittags schon aufgefallen, dass die landenden Maschinen die Bahn des Mondes kreuzten. Der Mond stand bei wolkenlosem Himmel im Südwesten gegen Untergang und ich habe dann gewartet, bis der Kontrast der Mondscheibe zum Himmel größer wurde – aber die Flugzeuge von der Sonne noch gut beleutet waren.
Der Mond steht hier 7 Tage vor „Supervollmond“, der am 27.4.21 eintreten würde im ersten Viertel – also ziemlich nahe am Perigäum und erscheint daher ziemlich groß.
Ausrüstung: ich habe die GFX100 mit 100 MP auf dem Format 33mm x 44mm benutzt – mit dem 250mm f/4 Teleobjektiv mit OIS. Dessen DIAGONALER Bildwinkel ist 12° – der Durchmesser des Mondes entspricht etwa 0,5°.
Erster Versuch:
Ich hätte noch die Option gehabt, den 1,4-fach-Teleconverter und den Kleinbild-Ausschnitt auf dem Sensor zu verwenden. Damit hätte ich eine weitere 1,75-fache Vergrößerung erzielt. Von der Bildwirkung wäre das eindrucksvoller gesesen – allerdings hätte ich dann vielleich am Anfang gleich so große Probleme bekommen, Flugzeug und Mond gleichzeitig einzufangen, dass ich möglicherweise entnervt hingeworfen hätte (das Projekt – nicht die Kamera!).
Sofort werden mir die ersten Probleme der Umsetzung des Spiels bewusst:
Erstens: Stellt man auf das Flugzeug oder den Mond scharf?
Auf diesem Bild 2 hatte ich auf den Mond scharf gestellt. Das Flugzeug zeigt – trotz Image Stabilizers – hier eine leichte Bewegungsunschärfe in der 100%-Ansicht:
Die Alternative – auf das Flugzeug scharf gestellt – auch weit daneben:
Das Flugzeug ist jetzt knack-scharf in 100%-Ansicht, wie es sich für einen optischen Image Stabilizer gehört – aber was ist das da unten hinter dem Flieger?
Die Fujifilm GFX100 besitzt ein „In-Body-Image-Stabilizer“ (IBIS)-System, das den Sensor bei Bewegung und Erschütterung der Kamera nachführen soll. Es arbeitet auch gleichzeitig zusammen mit dem „Optischen-Image-Stabilizer“ (OIS)-System des Objektives.
Hier hat der OIS des Objektivs (mit kleiner Wirk-Amplitude) offensichlich das Flugzeug scharf auf den Sensor gebannt – während die Kamera den Sensor mit IBIS (große Korrektur-Amplitude!) der Bewegung des Flugzeuges nachgeführt hat – wobei das Bild des Mondes nicht etwa bewegungsunscharf und verwischt entsteht sondern „gestreckt“ in die Bewegungsrichtung des Flugzeuges – aber ebenfalls scharf!
Was für eine Kamera! Allerdings ist der „verbeulte“ Mond nicht gerade das, was ich bildlich anstrebte. Folglich fällt die Entscheidung zu: Schärfe auf den Mond setzen!
Zum Test der beiden anderen Optionen – a) nur mit OIS des Objektivs, b) nur mit IBIS der Kamera – blieb mir nicht die Zeit, wenn ich noch Treffer erzielen wollte, denn die Sonne sank unaufhaltsam Richtung Horizont.
Zweitens: Wie bringe ich Flugzeug und Mond „eng“ genug zusammen, damit man den Eindruck einer „Kollision“ erhält?
Der Mond hat einen scheinbaren Durchmesser von 0,5° (in Erdnähe = „Perigäum“ etwas mehr) – das Flugzeug hat in der Richtung quer zur Fortbewegung zwischen 1,5° und 3° Bildwinkelabdeckung – je nach Winkel unter dem die Maschine erscheint.
Die Versuche zeigten sehr bald, dass das Problem darin lag, dass die Flugzeuge bei der Landung zwar auf einem Leitstrahl geführt werden, der aber bedeutende seitliche Abweichungen zuläßt. Der Einsatz eines Stativs war damit auszuschließen. Man muß den Anflug der Maschine beobachten und dann seine eigene Position vorausschauend korrigieren, so dass das Zusammentreffen von Flugzeug und Mond in einem „Punkt“ möglich wird. Das erfordert Übung – es ist grenzwertig!
Vorausschauend hat man auf den Mond fokussiert und wartet mit dem Mond im Sucher darauf, dass das (wirklich schnelle!) Flugzeug erscheint. Bei 12° Diagonal-Bildwinkel ist das schon ambitioniert, genau im richtigen Moment auszulösen, damit die Objekte auf ca. 1° genau in Beziehung stehen. Ein „ideales Bild“ ist mir so an diesem Tag nicht gelungen.
Halbwegs zielführende Ergebnisse waren:
Diese „Kollision“ des Mondes mit dem Leitwerk einer Lufthansamaschine, wobei das Bild des Mondes durch den turbulenten Abgasstrahl der Turbine verwischt ist;
Eine Überflug-Konstellation einer Austrian-Maschine, bei der der Mond entsprechend scharf abgebildet ist und der Abgasstrahl der Turbine einen schmalen Bereich darauf verwischt;
Und dieser letzte Vorbeiflug eines deutschen Luftwaffen-Airbusses in den letzten direkten Sonnenstrahlen des Abends – die Maschine kam etwas tiefer als erwartet ins Bild:
Aus der zufällig beobachteten Überkreuzung der Mondbahn mit der Einflugsroute am „BER“ resultierte kein perfektes Ergebnis der Bild-Idee „Kollision Mond mit Flugzeug“ – aber die Erkenntnis, wie überraschend komplex und schwierig selbst diese einfach erscheinende fotografische Aufgabenstellung in der Umsetzung ist.
Dabei kann man dem Thema selbst noch eine riesige Spannweite mit dem Größenverhältnis Flugzeug/Mond verleihen: von einer kleinen Mondkugel, die dem Flugzeug „auf der Nase tanzt“, bis hin zu einer (Voll-)Mondscheibe vor der das Flugzeug als kleiner Schatten vorbei fliegt. (Ein solches letzteres Bild ist wohl nur durch glücklichen Zufall plus Geduld zu ergattern – habe so etwas schon veröffentlicht gesehen und auch mir selbst ist es am Fernrohr bereits passiert, dass ein Flugzeug – unerwartet – über die Mondscheibe flog!)
Die Variable ist in diesem Falle nicht etwa die Brennweite des Objektivs, sondern einzig und alleine die Flughöhe des Flugzeugs – und natürlich auch noch die Größe des Flugzeugs!
- Sinnvolle Flughöhen (bzw. Abstände) für eine „Kollisions-Illusion“ liegen nach meinen Erkenntnissen zwischen 500 m und 1.500 m.
- Der Himmel sollte weitestgehend längere Zeit wolkenlos sein!
- Da der Mond im Laufe des Monats ziemlich schnell um 360° über unseren Himmel zieht (ist ja die Definition unseres MONats!), ist sein Aufenthalt zur richtigen Tageszeit auf der Einflugbahn der Flugzeuge ziemlich selten – man kann das für einen Standort aber durchaus aus den astronomischen Daten vorplanen – wobei dann noch das richtige Wetter und der Landeflugbetrieb passen müsste, wobei der letztere auch wieder Windrichtungsabhängig ist!
- Bei Flugzeug-Startbetrieb halte ich die Aufgabe für nochmals deutlich schwieriger, da die Flugzeuge dann sehr schnell an Höhe gewinnen und dabei auch je nach geplanter Abflugrichtung oft schon im Steigflug wegdrehen!
Angesichts der Vielzahl der Variablen tippe ich darauf, dass ich da in diesem Jahr nicht noch einmal „zum Schuss“ kommen werde. Als ich die oben gezeigten Bilder machte, war ich mir ehrlich gesagt noch nicht bewusst, welcher Zufall sich da gerade ereignete …
Berlin, 24. August 2021
Herbert Börger – fotosaurier